Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz

Nordhausen

Aktuell - Emmaus - ein Aprilscherz?


Nach Emmaus in den April geschickt?

Grafik: John Blankers

Am 1. April gibt es den schönen Brauch, einander in den April zu schicken, heißt, eine erfundene Geschichte so glaubhaft zu erzählen, dass der Gesprächspartner, die Gesprächspartnerin sie glaubt, bis ich „April, April“ rufe und sie merken, dass sie in den April geschickt, also hereingelegt wurden. Humorvolle Menschen können dann mitlachen, andere sind leider verärgert.
In diesem Jahr fällt der Ostermontag auf den 1. April. Der Ostermontag lädt zum Feiertagsspaziergang ein. In manchen Gemeinden gibt es auch den schönen Brauch eines gemeinsamen Spaziergangs,
„Emmausgang“ genannt. Ein Brauch, der an die beiden Emmausjünger erinnert, von denen im Lukasevangelium die Rede ist. Das war kein Osterspaziergang, auf dem sie waren. Sechzig Stadien ist die Entfernung zwischen Jerusalem und dem kleinen Dorf, rund elf Kilometer. Sie sind gegen Mittag, am frühen Nachmittag aufgebrochen, wenn es am heißesten ist. Wahrlich kein gemütlicher Osterspaziergang, vielmehr erscheint es mir wie eine Flucht. Eine Flucht vor dem, was in Jerusalem passiert ist und was ihre Lebenshoffnung durchkreuzt. Vielleicht ist es auch eine Flucht vor den beunruhigenden Nachrichten der Frauen. Dass das Grab leer ist und Jesus auferstanden sein soll. Das kann doch nicht sein. Wurden die beiden etwa in den April geschickt? Denn tot ist doch tot, und je schneller man das akzeptiert, desto eher kann auch wichtige Trauerarbeit beginnen. Ist es dann nicht richtig, sich auf den Heimweg in ein früheres Leben zu machen? Doch dieser Rückzug funktioniert nicht. Zurück auf null – das geht nicht so einfach. Ihr Weg ist letzten Endes ein Irrweg, führt ins Nichts. Sind es etwa die beiden Emmausjünger selbst, die sich in den April schicken – nicht, weil sie die unglaubliche Geschichte von der Auferstehung Jesu glauben, sondern, weil sie sie gerade nicht glauben.
Auf diesem Irrweg, der ja auch ein gedanklicher Irrweg ist – denn die beiden Jünger reden zwar viel, verstehen aber wenig – auf diesem Irrweg begegnet ihnen Jesus. Er ist den Jüngern hinterhergegangen, auf die beiden kam es ihm an; ein tröstlicher Gedanke, wenn wir selbst einmal auf einem Holzweg sein sollten. Jesus geht ihnen nach und erklärt ihnen die Schrift und öffnet ihnen beim Brotbrechen die Augen. Und das, was Jesus den beiden Emmausjüngern erzählt, ist – so fantastisch und unglaublich es sich anhört – keine Erste-April-Geschichte. Da wird niemand hereingelegt und in den April geschickt. Auch wir nicht, die wir Ostern am 1. April feiern. Und nicht nur dann: Wir dürfen mit Jesus jeden Tag das Leben feiern, nicht nur wenn der Kalender es rot anzeigt. Begrüßen wir an diesem Feiertag schon einmal den Alltag, damit wir auch morgen, wenn es wieder Alltag ist, noch etwas zu feiern haben.

Michael Tillmann

Quelle: Bergmoser + Höller Verlag AG
Grafik: John Blankers

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