Liturgie - Der Zweite Blick
Hier geht es um einen heiligen Gehorsam, nicht um einen „blinden Gehorsam“. Zugleich geht es um die Flüchtigkeit, ja Wurschtigkeit vieler Zusagen und Versprechen. In der Bergpredigt hatte Jesus schon angemahnt, dass ein Ja ein Ja sein müsse und ein Nein ein Nein. Nicht als Prinzipienreiterei, sondern als eine Haltung, an der andere sich ausrichten und aufrichten können. Hier geht es jetzt um Wankelmut; und zwar in die richtige Richtung. Natürlich kann man anderen Sinnes werden als gestern oder vorige Woche. Das aber möglichst zum Besseren, sagt Jesus. Gleichnisse sind immer Sinnbilder. Das Bild hinter dem Bild heißt hier: Bedenkt, was ihr sagt und tut. Und bedenkt dazu, ob und wie ihr es verantworten könnt vor dem himmlischen Vater. Es kann durchaus sein, dass bei den sogenannten Haltlosen mehr Haltung ist als bei denen, die sich gefestigt geben. Weil die erkennen, dass sie Gottes und seiner Gnade bedürfen wie dürres Land des Regens.
Bibelwort: Matthäus 20,1-16a (zum Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis)
AUSGELEGT!
Wer von beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt?
Verlässlichkeit ist für mich ein hoher Wert. Wenn jemand verlässlich ist, dann merke ich, dass ich Vertrauen aufbauen kann. Ich will auch selber gerne verlässlich sein. Die Menschen in meiner Umwelt sollen wissen, woran sie bei mir sind. Schwierig wird es, wenn Vereinbarungen, aus welchen Gründen auch immer, nicht eingehalten werden. Dann kann ich ganz schön ungeduldig werden – mit anderen, aber auch mit mir. Gleichzeitig ist heute im Evangelium anhand der beiden Brüder von einem Sinneswandel die Rede. Es ist auch ein Stimmungswandel, den ich beim Lesen spüre. Meine Sympathie geht einmal zu dem einen Bruder, dann zum anderen.
Wie so oft bekundet Jesus seine Sympathie zu den Unfertigen, den Unvollkommenen; zu denen, die wissen, dass sie hinter den Erwartungen eines wohlgeordneten Lebens zurückbleiben. Zu den Zöllnern und Dirnen. Vielleicht sind sie es, die wissen, dass sie in ihrem Leben hinter dem zurückbleiben, was sie eigentlich leben wollen. Dass sie berührbar sind, wenn es um Heilung und Würde geht. Dass sie Lernbedarf haben, wenn es um Verlässlichkeit, um Verantwortung geht. Wer lebt also die größere Treue, wenn es darum geht, sich für Gott zu öffnen und sich ihm anzuvertrauen, in der Annahme, dass nur er wirklich Veränderung bewirken kann?
Christine Rod MC
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Quellen: Bermoser + Höller Verlag AG
Bilder: Grafik: Manfred Förster