Liturgie - Der Zweite Blick
„Durch dein Kreuz hast du die Welt erlöst“:
Dieser Satz und die Darstellung verlangt den Osterglauben.
Nicht das Kreuz als Schandpfahl, sondern das Kreuz als Auferstehungskreuz
Bibelwort: Johannes 3,13-17 (Evangelium vom Fest Kreuzerhöhung)
AUSGELEGT!
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Was heißt „zugrunde gehen“? Ich kann es nicht genau benennen, und doch ist es etwas Unheimliches und vom Schlimmsten, was ich mir vorstellen kann. Zugrunde gehen – sterben, nein noch schlimmer: zu Ende gehen, bevor das Ende gekommen ist, scheitern, zerbrechen, keinen Sinn mehr erleben. Aber: All das sind nicht einfach irgendwelche Horrorvisionen, sondern tagtägliche Wirklichkeiten, die Menschen tatsächlich am eigenen Leib und an der eigenen Seele erleben.
Auch wenn ich persönlich bisher in meinem Leben von schwerem Leid verschont geblieben bin, so weiß ich doch, dass Zugrundegehen ein Teil des Lebens sein kann. Ich erlebe es als Trost, dass sich Gott all das Ungerechte und das Schwere, das Menschen in dieser Welt erleiden müssen, zu Herzen gehen lässt. Ich bitte an diesem Tag der Kreuzerhöhung für Menschen, die in der Gefahr stehen, zugrunde zu gehen, um Trost und die Erfahrung, dass Gott ihnen nahe ist und dass er nicht ihr Ende, sondern ihr Leben will. Ich bitte Gott für uns „andere“, dass wir entweder helfen oder trösten oder begleiten. Oder zumindest um die Bereitschaft, uns vom Leid anderer betreffen zu lassen. Und ich danke, dass wir an einen Gott glauben können, der das Leben für alle will.
Christine Rod
Quelle: Bermoser + Höller Verlag AG
Foto: Franz-Ulrich Börner
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