Vierzehn-Heiligen-Fenster (2)
BARBARA - ist sie uns nicht ganz vertraut, die Heilige „von nebenan"? Liegt es daran, dass sich ihr Name als Rufname für die Mädchen fast ununter-brochen erhalten hat und dass er den zahlreichen Modetrends bei den Vornamen erfolgreich widerstanden hat? Dabei ist sie gar nicht so nachbarschaft-lich, und ihr Leben war alles andere als leicht. Ihre Heimat war Nkomedien in Kleinasien, wo sie um 306 den Märtyrertod starb. Ihr Vater, ein „wilder Heide", fürchtete, die kluge und schöne Tochter könne Gefallen finden am Umgang mit den Bekennern Christi und deren neue Religion annehmen. Er ließ sie deshalb in einem Turm sicher verwahren, solange er abwesend war. Von dieser Zeit nun berichtet die Legende. Barbara habe die Zeit im Turm genutzt, über die Welt und ihren Schöpfer nachzudenken. Wie sie Jesus kennen lernte, ist nicht überliefert, doch wird berichtet, sie habe in das Marmorpflaster ihres „Gefängnisses" ein Kreuz geritzt. Und da ihr Turm nur zwei Fenster hatte, habe sie ein drittes ausbrechen lassen zur Erinnerung an die Dreifaltigkeit.
Als ihr Vater nach Hause kam, das 3. Fenster und das Kreuz erblickte, entbrannte sein Zorn. Er selbst zeigte beim Richter seine Tochter als Christin an. Da Barbara allen Beschwörungen des Richters, seinen Bitten und Drohungen standhielt, wurde sie gefoltert und schließlich durch den eigenen Vater enthauptet. Man sagt, die Strafe Gottes folgte auf dem Fuß: ein Blitzstrahl traf ihn tödlich.
Barbara wird gewöhnlich mit einem Turm und - wie bei uns auch - mit einem Kelch dargestellt. Sie wird angerufen um eine gute Sterbestunde, und so wurde sie die Patronin der Artillerie und der Bergleute. Ihr Fest ist am 4. Dezember.
Auf andere Weise spektakulär war auch das Leben des DIONYS, des ersten Bischofs von Paris. Er war vom Papst nach Gallien geschickt worden; dort hatte die Christenverfolgung um Lyon und Vienne entsetzliche Opfer gefordert. Nun sollte Dionys mit sechs weiteren Bischöfen das Christentum erneut verkünden. Dionys schlug seinen Bischofssitz auf einer Seine-Insel (im heutigen Paris) auf, errichtete ein Gotteshaus und ordnete die Feier der christlichen Feste. Er stürzte die Altäre der heidnischen Götter und führte - auch durch sein vorbildliches Leben - viele Heiden zum Glauben. Darüber erbosten sich seine Widersacher, und bei Ausbruch einer erneuten Christenverfolgung um 285 ergriffen sie die Gelegenheit beim Schopf und übergaben ihn dem Richter. Nach schrecklichen Folterungen wurden er und zwei seiner Mitarbeiter enthauptet.
Soweit die Überlieferung, doch die Legende schmückt den Tod des Dionys noch aus. Sie erzählt, Dionys habe nach seiner Enthauptung seinen Kopf in die Hände genommen und ihn zu der Stelle getragen, wo er begraben werden wollte. Das war auf dem Montmartre, dem Berg der Märtyrer. In unserem Domfenster ist nur sein Kopf abgebildet. Statuen, z.B. in Vierzehnheiligen oder an Notre Dame in Paris zeigen ihn kopflos, den Kopf in den Händen haltend. Irgendwo las ich: „Dionys ist nicht tot. Dionys lebt! Er ist ohne Kopf, doch nicht kopfIos; sein Haupt ist der Herr!"
Die Kirche gedenkt seiner am 9. Oktober.
◄ Zurück
Text: Carla Buhl