Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz

Nordhausen

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Maria Magdalena – Gedenktag: 22. Juli

Werkstatt des Meisters von 1518, Maria Magdalena, vor 1524/6 +

Wohl keine andere Frau in den Evangelien hat die Fantasie der Menschen so sehr beschäftigt wie Maria, die Frau aus Magdala, einem Dorf am Westufer des Sees Gennesaret.
Mittelalterliche Maler sahen sie als Predigerin in Südfrankreich, andere Legenden schicken sie als nackte Büßerin in eine Höhle bei Aix-en-Provence, ihr einziger Gefährte ein Totenschädel. Die Klippen im Hintergrund des Bildes sollen das französische Städtchen La Sainte-Baume symbolisieren, wo Maria Magdalena die letzten 30 Jahre als Einsiedlerin in einer Höhle gelebt haben soll.
Luise Rinser machte aus ihr eine anspruchsvolle Freundin Jesu, Dan Brown verheiratete sie in seinem Thriller „Sakrileg“ kurzerhand mit Jesus und sieht in ihrer Schwangerschaft den Mythos vom Heiligen Gral begründet.

Die Evangelien erzählen verhältnismäßig viele Geschichten von Maria Magdalena. Nach Lukas hat Jesus sie von dämonischer Besessenheit geheilt (Lukas 8,2). Alle vier Evangelisten bezeugen, dass sie bei Jesu Kreuzigung in seiner Nähe blieb und am Morgen des dritten Tages mit anderen Frauen zum Grab ging, um dem toten Jesus einen letzten Liebesdienst zu erweisen, doch sie begegnen dem Lebenden!
Johannes spitzt diese Begegnung zu: Nach ihm entdeckt Maria Magdalena allein das leere Grab, „alarmiert" die Jünger Petrus und Johannes und begegnet dann als Erste dem Auferstandenen.
Jesus sendet sie, seinen Jüngern die frohe Botschaft zu verkünden. Darum erhielt Maria von Magdala in der alten Kirche den Ehrentitel „Apostelin der Apostel"

Später setzte Papst Gregor I. Maria aus Magdala mit der Sünderin gleich, die Jesus im Haus des Pharisäers Simon die Füße wusch und mit ihrem Haar trocknete. So kam sie in den Verdacht, eine Prostituierte gewesen zu sein. Auch Maria von Bethanien, die Schwester von Martha und Lazarus, hat man mit Maria Magdalena identifiziert. Die Ostkirche dagegen hielt immer daran fest, für diese drei biblischen Frauen drei verschiedene Gedenktage anzusetzen.
Im Mittelalter spannen sich zahlreiche Legenden um die treue Gefährtin des Gottessohnes. Angeblich floh sie mit Martha und Lazarus nach Frankreich, wo die drei auch gestorben sein sollen.
Im 11. Jahrhundert entdeckte ein Mönch die mutmaßlichen Gebeine der Maria Magdalena und brachte sie nach Vezelay, wo ihr zu Ehren eine der schönsten gotischen Kirchen Europas erbaut wurde.

 Kunstwerke zeigen sie als schöne, junge Frau, oft in prächtigen Kleidern: als Sünderin, die Jesus die Füße salbt oder ihm am Ostermorgen im Garten begegnet. Weil sie mit Myrrhe und Aloe zu seinem Grab ging, wurde der Salbtopf zu ihrem Attribut: Symbol der verschwenderischen Liebe einer treuen Frau, die bei den Toten den Lebendigen fand.

Michael Tillmann

 



Foto: Michael Tillmann

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